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Die erste Kurzversion von TANZ.MAß.NAME. entstand als Auftragswerk für das Hamburger Container-Projekt "magic light". Die Vorgabe: Ein Schiffscontainer, der Bahnhofsvorplatz als Spielort, das Thalia Theater nebenan, ein Kampf um die öffentliche Wahrnehmung in einer Welt der Alkoholiker, Touristen, Tanzkenner und Desinteressierte. Die Entstehung war jedoch genauso geprägt von der Frage nach der Form und Wertschätzung der künstlerischen Arbeit, vor allem in einer Situation des Überlebens von, mit und trotz der Agentur für Arbeit. Dies war kein politisches Theater als "Auftragskunst" (diese Zeiten und Form der finanziellen Absicherung sind vorbei), sondern eine Transformation der Absurdität von sozialen Verhältnissen in die Welt des Tanzes hinein. Diese (künstliche) Arbeitsmaßnahme war Reaktion wie Behauptung zugleich.
Mit dem Schritt aus dem Container ins Theater hinein ist es nicht nur wärmer geworden: Die technische Ausstattung ist besser, die Zuschauer sind in ihren Sesseln gefangen, haben teueres [billiges? Anm. d. Verf.] Geld investiert, und wir sind zu einem neuen Ausgangspunkt gekommen. Der Kampf um die Aufmerksamkeit ist hier gewonnen, nun steht die Frage im Raum: "Was tun?"
Diese Frage hat schließlich jemand schon gestellt (der Herr W.I. Lenin), mit anderen Mitteln - aber mit dem Untertitel: "Brennende Fragen unserer Bewegung". Diesem Untertitel fühlen wir uns verpflichtet. Uns geht es nicht um die Herstellung einer neuen oder gar kritischen Avantgarde, obwohl heutzutage unsere Arbeitsform (Tänzerin trainiert, stellt Anträge, schreibt Texte, rechnet ab, und notfalls kellnert sie auch) an der Front des kapitalistischen Überlebenskampfes steht. Wir, wie wohl alle in der Zukunft, schaffen unsere sehr verschiedenen Arbeitsstellen selbst - womöglich jenseits von Fragen nach Bedarf (21 Sorten Joghurt braucht schließlich keiner), nicht aber jenseits der Frage nach Sinn.
Joghurt sollte es an und für sich geben. Kunst als Ort der Reflexion auch. Und wir reflektieren nicht nur biographische Schritte, die vollzogen wurden, um an diesem Ort anzukommen. Die Prozesse unserer Gesellschaft bilden sich seismographisch im Körper ab. Komplexität und Unübersichtlichkeit machen die Trennung zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem schwerer denn je, wenn wir nicht schon längst erblindet sind. Die Suche nach Entwürfen - nicht als Ideologie-Ersatz, sondern als Herstellung von "leichtem Sinn" - kann genau so in einer Logik des Tourettesyndroms gefunden werden wie in der bewussten Gestaltung eines Modells.
Also. Was tun?
Am Ende könnte man sagen: Wir als Künstler haben uns vorgenommen, Kunst zu machen.
Das ist unsere Arbeit.
Christopher Langer
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